Ich möchte hier
ein paar allgemeine Informationen zu den Sinnen des Hundes geben ohne Anspruch
auf Vollständigkeit.
Zur
Veranschaulichung findet eine kurze Gegenüberstellung zu uns Menschen statt.
Das Sehen
Bei schlechten
Lichtverhältnissen verschwimmen bei uns Menschen Formen und Bewegung.
Das Sehen des
Hundes hingegen ist ganz besonders auf Bewegung und schlechte Lichtverhältnisse
spezialisiert. Er ist sozusagen ein „Bewegungsseher unter schlechten
Lichtverhältnissen“.
Die räumliche
Wahrnehmung ist beim Menschen allerdings besser als beim Hund.
Der Mensch hat
ein Sichtfeld von ca. 200°. Das binokulare Sichtfeld – also das Sichtfeld, wo
sich die Sichtfelder beider Augen überschneiden – beträgt ca. 120°.
Der Hund als
Jäger hat den Vorteil eines großen Gesichtsfeldes von ca. 240°. Das binokulare
Sichtfeld beträt beim Hund hingegen „nur“ 60°.
Das bedeutet, der
Hund handelt in die Richtung in die er schaut.
Die Sehschärfe
des Menschen ist ca. 6-mal besser als die des Hundes.
Dafür kann der
Hund in der Dämmerung, dank einer lichtreflektierenden Schicht im Auge,
wesentlich besser sehen als der Mensch.
Das Farbspektrum
beim Menschen unterscheidet sich erheblich von dem des Hundes.
Der Hund sieht in
etwa so wie ein Mensch, der rot-grün-blind ist. Hunde sehen den Spektralbereich
von Gelb über Grün und Blau.
Was heißt das nun
konkret? Nun, der Hund sieht Objekte, die für uns grün sind, farblos und rote
Objekte in Gelb.
Das Riechen
Es ist allgemein bekannt, dass das Riechvermögen des Hundes sehr viel ausgeprägter ist als bei uns Menschen. Zum besseren Verständnis möchte ich die unterschiedlichen Geruchsleistungen in einem Vergleich veranschaulichen.
Der Wahrnehmungsraum eines Menschen entspricht in etwa dem Volumen eines Schuhkartons. Im Gegensatz dazu entspricht der Wahrnehmungsraum eines Hundes dem Volumen einer Halle.
Wir als Menschen können uns demnach nicht einmal ansatzweise das Geruchsbild eines Hundes vorstellen (wie viele Schuhkartons passen wohl in eine Halle?).
Was passier nun eigentlich beim Riechen?
Der Hund hat etwa 200 Millionen Riechzellen mit Rezeptoren für bestimmte Molekülgruppen.
Die Geruchsmoleküle werden durch schnüffeln, was einen Luftstrom verursacht, in das Nasensystem gebracht und verankern sich dort an dem jeweils passenden Rezeptor.
Das Andocken der Geruchsmoleküle an die Rezeptoren wird durch Nervenimpulse an das Riechzentrum im Gehirn des Hundes gemeldet.
Dort erzeugt die Kombination der verschiedenen Moleküle dann das entsprechende Geruchsbild.
Man stelle sich vor: 200 Millionen Riechzellen melden eine riesige Flut von Informationen an das Gehirn. Wenn der Hund also auf eine bestimmte Fährte trainiert werden soll, so muss er erst einmal lernen, welche Geruchsinformationen sind wichtig und welche nicht und den wichtigen soll er dann folgen, ohne sich ablenken zu lassen. Dazu gehört eine große Konzentration seitens des Hundes und entsprechend anstrengend ist jede Art der Fährtensuche (z.B. beim Mantrailling) für den Hund.
Unsere Hunde meistern diese Aufgabe mit Bravour und das ist eine erstaunliche Leistung.
Das Hören
Aus aktuellem Anlass (Silvester steht vor der Tür) möchte ich heute über die Hörleistung unserer Hunde im Vergleich mit uns Menschen und anderen Tieren sprechen.
Der Hund hört in einem anderen Frequenzbereich als der Mensch. Eben speziell angepasst an seine Bedürfnisse als Jäger.
Der Frequenzbereich, den Hunde hören, liegt etwa bei 20 – 50.000 Hz, also bis zu einem Bereich, den der Mensch nicht mehr hören kann. Der Frequenzbereich, den der Mensch hören kann, liegt „nur“ etwa zwischen 20 – 20.000 Hz.
Man kann fast sagen, dass der Hund 30.000 Hz „besser“ hört, als der Mensch. Dadurch wird beim Hund eine ganz unterschiedliche „Hörwelt“ erzeugt.
Unterhalb von etwa 16 Hz (also sehr tiefe Töne) beginnt der Infraschallbereich, den Hunde und Menschen beide nicht hören können.
Diese Frequenzen haben im Wasser eine besonders große Reichweite und werden z.B. von Blauwalen wahrgenommen. An Land werden Infraschallfrequenzen z.B. von Elefanten und Giraffen wahrgenommen.
Gemeinsam ist uns Menschen mit den Hunden auch, dass wir beide selbst keine Ultraschalltöne erzeugen können.
Der Mensch kann diese Töne nur mit Hilfsmitteln, wie einer Hundepfeife erzeugen. Da wir Menschen den Ton dieser Pfeifen nicht hören können – die Hunde aber sehr wohl -, werden sie auch als „lautlose“ Hundepfeifen bezeichnet.
Mit Ultraschall bezeichnet man Schall mit Frequenzen oberhalb des Hörfrequenzbereichs des Menschen (etwa ab 16.000 Hz).
Delphine und Fledermäuse z.B. können zur Jagd und zur Orientierung Ultraschallfrequenzen aussenden.
Zur besseren Veranschaulichung möchte ich hier nun ein paar Tiere mit deren hörbaren Frequenzen zum Vergleich aufführen:
Spitzmaus - etwa 1.000 bis 100.000 Hz
Fledermaus - etwa 1.000 bis 200.000 Hz
Katze – etwa 60 bis 60.000 Hz
Wenn man sich diese Hörleistung unserer Hunde vor Augen führt, dann kann man sich in etwa ausmalen, was unsere Vierbeiner besonders an Silvester alles an Lärm und Krach ertragen müssen, was unserem Ohr verborgen bleibt.
Jens Eikelmann
Hundeschule Fränkische Schweiz