Jetzt lebt unser Welpe schon eine geraume Zeit bei uns im Haushalt und entwickelt sich prächtig.
Wir haben an alles gedacht und ihm geht es sehr gut bei uns.
Aber auf einmal ist nichts mehr wie vorher. Was sonst so gut funktionierte, wie z.B. „Sitz“, „Platz“ und „Hier“ klappt nun gar nicht mehr oder nur ansatzweise.
Was ist denn bloß los? Haben wir etwas falsch gemacht?
Viele Welpen-Besitzer haben so eine Situation wohl schon erlebt (oder werden sie vielleicht noch erleben) und sich auch diese Fragen gestellt haben.
Was hier passiert, ist nicht der Weltuntergang in der Mensch-Hund-Beziehung, sondern eine normale Entwicklungsphase unserer Hunde. Sie kommen genauso wie wir Menschen in die Pubertät (oder in die „Schnöselphase“).
Der Beginn der Pubertät (nennen wir es ruhig so) ist von Hund zu Hund unterschiedlich und genauso die Dauer. Über den Daumen kann man sagen, dass die Phase bei Hündinnen mit der ersten Läufigkeit und bei Rüden mit dem „Beinchenheben“ beginnt und sie dauert etwa ein halbes Jahr. Wie gesagt, das sind nur ca.-Werte.
Was passiert in dieser Phase der Entwicklung?
Jetzt laufen mehrere Prozesse gleichzeitig beim Hund ab:
Zum einen beginnt eine vermehrte Produktion von Testosteron bzw. Östrogen und das Gehirn strukturiert sich um. Hierbei werden die Verknüpfungen im Gehirn neu geschaltet und auch sogar einige gelöscht. Bisher hat der kleine Welpe alles Erlebte, Neue und Interessante wie ein Schwamm aufgesaugt und jetzt wird geprüft, ob dieses alles gebraucht wird und wenn ja, in welchem Umfang.
In dieser Phase der Entwicklung wird vom Hund auch gerne die Rangfolge bzw. die Führungsposition des Menschen oder der Sinn bestimmter Übungen in Frage gestellt.
Bitte denken Sie daran, dass Ihr Hund sich nicht aus Böswilligkeit so verhält, sondern er kann nicht anders.
Man kann sich denken, dass der junge Hund jetzt einiges erlebt und womöglich auch recht verwirrt ist. Wichtig für uns Menschen ist nun, unseren jungen Hund durch diese schwierige Phase hindurch zu begleiten und zu führen. Das geht umso leichter, je mehr man auf bisher Gelerntes zurückgreifen kann und das mit seinem Hund weiterhin übt und ihn fördert und fordert.
Vorsicht bitte: Ich meine damit nicht, dass man den kleinen Welpen mit Training und Übungen überschütten soll.
Mein Aufruf heißt hier: „Lasst die Hunde erwachsen werden!“
Wer jetzt die Hände in den Schoß legt oder gar aufgibt, der verpasst eine große Chance im Zusammenleben mit seinem Hund.