Diese oder ähnliche Aussagen
hört man als Hundehalter immer wieder von anderen Hundehaltern.
Dabei tun sich hier einige
Fragen auf:
- Wer sind „die“? (Zwei Hunde untereinander? Mehrere Hunde gegen einen? Ein Hund gegen mehrere? Zwei oder mehrere Gruppen gegeneinander?)
- Was bedeutet „regeln“ unter Hunden?
- Was ist das „das“, welches die Hunde regeln?
- Was bedeutet „unter sich“?
Wenn mehrere Hunde etwas
„regeln“, dann werden sich einige Hunde zu einer Gruppe zusammenschließen
-quasi eine Allianz bilden- und gegen den (oder die) vermeintlich Schwächeren
agieren.
Regeln kommt von Regel. Und
hier ist auch schon die nächste Frage: Wer stellt denn die Regeln auf?
Wer ernsthaft die Aussage
„Die regeln das schon unter sich“ vertritt, der nimmt doch billigend mindestens
die Verletzung des eigenen und/oder des anderen Hundes in Kauf.
Wir Menschen können oftmals
gar nicht beurteilen, was denn da genau geregelt werden soll. Ist es das
Beherrschen einer Ressource? Selbstverteidigung? Eine Pöbelei?
Wenn Hunde etwas „unter sich
regeln“, dann ergibt sich doch aus dieser Aussage, dass der Mensch hier
komplett außen vor steht. Sei es aus dem Unvermögen des Hundehalters heraus dem
Hund zu verdeutlichen, dass der Anführer die Dinge „regelt“ (Wer ist denn der
Anführer, wenn der Hund alles „regelt“?) oder einfach aus Bequemlichkeit, oder
aus Furcht vor dem eigenen und/oder dem fremden Hund, oder aus Unwissenheit.
Wer seinen Hund immer alles regeln lässt, hat aus Sicht des Hundes keinen
Anführerstatus, denn der Anführer regelt
die Belange und als Hundeführer sollte der Mensch der Anführer sein.
Es ist mir kein Fall aus der
Natur bekannt (auch nicht bei Wölfen), wo es der Anführer eines Rudels bzw.
einer Gruppe zuließ, dass die rangniedereren
Mitglieder alles selbst „regeln“. Das Leittier hat immer die letzte Kontrolle
über die Gruppe. Es würde ja auch keinen Sinn machen, wenn sich das Rudel in
internen Streitigkeiten aufreibt und dadurch dann nicht mehr effektiv auf die
Jagd gehen kann. Sie sehen, es stellen sich hier viele offene Fragen.
Meine Ausführungen sind nicht
so zu verstehen, dass Hunde keinen sozialen Kontakt mehr pflegen sollen oder
ähnliches. Im Gegenteil. Ich möchte hier nur einige Gedanken ins Rollen bringen
und jeden dazu ermutigen, sich und
seinen Hund selbstkritisch auszuleuchten und vielleicht auch einmal
darüber nachzudenken, wie sich ein Hundehalter wohl fühlen mag, dessen Hund
gerade von einem oder mehreren Hunden „gemaßregelt“ wurde und die Halter
des/der anderen Hunde/s teilnahmslos dabeistanden und dann noch das besagte
Zitat äußerten.
Jens Eikelmann
Hundeschule Fränkische Schweiz